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Etwas tut weh

Titelangaben

TitelEtwas tut weh

Allgemeine Angaben

LandBRD
Produktionsjahr1980
Dauer72min
Länge784m
FarbeEastmancolor
Format1.33 : 1
Material16mm
SpracheDeutsch

Beteiligte Personen

Beteiligte Firmen

Distribution

Uraufführung03.02.1980, International Film Festival Rotterdam
FestivalteilnahmenInternational Film Festival Rotterdam, 1980 30. Berlinale 1980, Internationales Forum des jungen Films Filmwoche Duisburg, 1980
Pressereaktionen„Die Herstellung des Films war für sie eine Herausforderung, mit einer innerlichen Gespaltenheit auzuräumen. Persönlichen und historische Erfahrungen aufarbeiten, überhaupt beginnen, Material zu einer (eigenen) Identität zu sammeln, das ist Thema von ETWAS TUT WEH von Recha Jungmann. Im Film besucht sie das jetzt verlassene Haus ihrer Kindheit, das in einem Dorf steht, in dem noch Menschen leben, die ihre Familie gekannt haben. Auch sie selbst als Kind gekannt haben. Aber damit wird das Bild von ihr selbst nicht deutlicher, nur komplexer. Die Komplexität und die Unmöglichkeit, die Erinnerung zu beleben,geben die Stimmung wieder. Recha Jungmann: „Die Niedergeschlagenheit und der Kummer, die mich befielen als ich den Ort meiner Geburt wiedersah, sind jetzt weniger stark. Doch was ich beim Filmen der Landschaft meiner Herkunft entdeckt habe, ist, wie diese Landschaft meine Gefühlsleben, meinen Blick geprägt hat: eine meditative Einstellung – ich meditiere zwar nicht – ist kennzeichnend für mich. Daß ich zuweilen immer noch Unruhe empfinde, liegt an der Geschichte meiner Familie. Mutter und schon Großmutter hatten einen Laden. Als Kind erinnere ich mich, daß es hieß, ich müsse mich an die Menschen, an die Kunden des Ladens „anpassen“. Zugleich hatte meine Familie einen besonderen Platz in der Dorfgemeinschaft inne, sie war isoliert durch die Überzeugung meines Großvaters, der ein Gegner des Nationalsozialismus war. Bewußt habe ich Auseinandersetzungen, die bei uns zuhause stattfanden, als Kind nicht wahrgenommen – aber doch hatte der Konflikt sich in mir festgesetzt.“ Der Film wurde ohne Drehbuch hergestellt, was Schwierigkeiten mit dem Filmteam mit sich brachte, das vom Fernsehen her anders zu arbeiten gewohnt war. Ein großer Teil des Films ist dann auch mit einem anderen Team gedreht worden. Gedreht wurde in drei Phasen, in der jede auf die anderen aufbaute, den Film eigentlich erst entwickelte. Recha Jungmann versuchte ihre eigene Bildsprache zu entwickeln. Die Kontemplation bringt die Präzision mit sich; die Spannung, die den Zuschaue vielleicht am Anfang des Films vermißt, wird bald von der Suggestivkraft der Bilder erzeugt. Unwillkürlich ist man konfrontiert mit eigenen, nicht verarbeiteten Erinnerungen. So sieht Recha Jungmann auch ihre Absicht sich selbst und dieser Arbeit gegenüber. Sie fordert Konzentration vor der Interpretation – gerade gegenüber und von den Menschen, die durch den Film als Medium gewinnen wollen. In einem neuem Film will sie einem vorgegebenen Drehbuch folgen, „um besser abweichen zu können“. Joke Huismann in „Koeview“, Festivaltageszeitung Filminternational Rotterdam, Nr. 9, 6. 2. 1980.“ (Quelle: Biedermann et al. (1981) Bilder aus der Wirklichkeit)

„… Recha Jungmann bleibt mit ihrer Geschichte, mit der Geschichte unversöhnt: „Etwas tut weh“, das Gefühl der Fremdheit, das sich in den Spuren der Vergangeneit durchbeißt, wird von der Regisseurin im modischen Schaumbad vorschnellen Versöhnens und Verstehens aufgeweicht. In der Kälte der deutschen Geschichte kann Gefühl authentisch nur als Schmerz oder Verletzung erfahren werden, – und so ist Recha Jungmanns eigenständige Filmform, die quer durch zu den Genreeinteilungen von Dokumentation und poetischen Spielfilm liegt, eine genaue Nachzeichnung und Umsetzung erster Erfahrungen und letzter Erinnerungsspur. … Frankfurter Rundschau, 2. Mai 1980 “ (Quelle:Biedermann et al. (1981) Bilder aus der Wirklichkeit)

"... Sie führt Gespräche mit den Einwohnern, lauscht gelegentlich mit Mikrofon und Kamera, aber nicht in einem Studio, sondern draußen auf der Straße, wo das Geknatter vorbeifahrender Motorräder den Ton stört. Für solche atmosphärischen Signale hat Recha Jungmann viel Sinn; dazu gehört auch die herb-sparsame Musik von Frank Wolff: Cellotöne, unmelodisch, klopfend, kratzend, bohrend, sägend. Allmählich findet der Film sein Zentrum in der Vergangenheit: den Großvater, der als einziger in dem Dorf den Nazis Widerstand entgegensetzte und der auch später strikt nach seinem eigenen Kopf lebte – er weigerte sich nach dem Krieg, Rente anzunehmen. "Etwas tut weh" ist ein Nachruf auf diesen Großvater und ein Abschied von der Vergangenheit, auch von der eigenen. Das geschieht in Bildern, die bei aller oft symbolträchtiger Aussage (anders als einige eingesprochenen texte) eigentümlich leicht bleiben, vieldeutig, den Zuschauer nie bevormunden. Wenn in dieser Zurückhaltung nicht nur ein Reiz, sondern auch eine Schwäche liegt, dann ist es eine sympathische Schwäche. ... Neue Presse Frankfurt, 2. Mai 1980" (Quelle:Biedermann et al. (1981) Bilder aus der Wirklichkeit)






Inhalt

Inhalt"Frühling in Welkers an der Rhön. Der Ort, an dem die Autorin früher mit der Mutter und den Großeltern zuhause war. Also Heimat? In der Muttersprache Kindheit erzählen, in Bildern Landschaft erinnern, das Grün der Bäume, das Pflücken von Schlüsselblumen in weißen Kniestrümpfen; grenzenloses Spiel der Phantasie. Die junge Frau dagegen stöbert auf und erkundet im inneren, im halbverfallenen, weil unbewohnten Haus der Kindheit diese anderen, die Vergangenheit repräsentierenden Dinge: alte Zucker- und Salzrechnungen, ausgestellt auf den Namen des Großvaters – Firma Clemens Maul – (die Großmutter und die später die Mutter betrieben den Lebensmittelladen), eine Spitzenbluse (in die sie hineinschlüpft), vergilbte und verstaubte Photografien und Briefe (von den sie Staub bläst, bevor sie sie betrachtet und liest); dazwischen eine Karte aus Amerika: "Bald sind wir wieder zuhause", heißt es da. Scherben, Fetzen, Mosaiksteine. Als Frau zurückgehen an den Ort der Vergangenheit, denn "ich will nicht in die Zukunft gehen, ich will in die Zukunft stolpern", in die Zeit fallen. Was ist passiert? Zeit ist vergangen; jemand stirbt – die Mutter stirbt. " Als meine Mutter tot war, habe ich zum ersten Mal meinem Vater vermißt." Also Heimat, nicht Vaterland, Zeit, nicht Raum, Geborgenheit, nicht Enge. Ein Mann aus Welkers sagt: "Ich habe zwei Häuser gebaut." Ein anderer: "Eine Schande ist es, ein Haus so verkommen zu lassen." Der Großvater hatte Feinde im Dorf, weil er sich beharrlich weigerte, in die Nazipartei (wie alle anderen) einzutreten: "Kriege hat es immer gegeben und wird es immer geben"; begründet er seine Weigerung, "denn es geht um Raum, aber was hier geschieht ist Mord." Etwas tut weh... "...doch der Schmerz wird leiser." Frauen, so scheint es leben ganz besonders in der Zeit, die Wärme gibt und Empfindung. Heimat als gedacht als Ort und Zeit, wo diese Gefühle zuhause sind, die nicht abschließend sind oder eingrenzen noch (vier Wände eines Raumes/ Hauses umfassend). Freiheit ist dann wohl nur Kampf um Heimat (Befreiung) möglich. "Brich also das Haus ab, zerstöre die Wände..." lautet ein alchimistischer Grundsatz, "...denn das Gefäß muss zerbrochen werden, um den kostbaren Inhalt, die fleischliche Natur des Menschen herauszuziehen, denn dies ist una res, um das sich die ganze Welt dreht." (Helma Schleif)" (Quelle: Biedermann et al. (1981) Bilder aus der Wirklichkeit)

Schlagworte

Literatur

Fassungen

Standortarsenal, Berlin
Medium16mm
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Quellenangaben

Angaben zur Quellecinomat.de
filmportal.de
Filmwoche Duisburg 1980: Katalog
Frauen und Film
Biedermann et al. (1981) Bilder aus der Wirklichkeit
30. Internationale Filmfestspiele Berlin 1980 – Programm