Inhalt | "Helmstedt und der kalte Krieg an der Sowjet-Zonengrenze." (Katalog der deutschen Kultur- und Dokumentarfilme 1945-1952, S. 129)
"Helmstedt: Blick über die Stadt in der Morgendämmerung, Milchwagen und Bäckerjunge unterwegs, Fenster öffnen sich, ein neuer Tag beginnt. Karte macht die Lage der Stadt an der Zonengrenze deutlich. Gestern noch eine kleine, verträumte Stadt, heute macht sie Schlagzeilen in der internationalen Presse: Zeitungsköpfe. Die Stadt ist heute Umschlagplatz für Menschen und Schicksale, sie liegt zwischen zwei Welten und ist Schnittpunkt zwischen Ost und West, von Freiheit und Zwang, von Gerechtigkeit und Willkür. - Im Bahnhof der Stadt überfüllte Züge, durch die Fenster steigen die Menschen in die Züge, Menschenmengen auf den Bahnsteigen. Die Reisenden der Interzonenzüge müssen lange Wartezeiten hier verbringen, um die Abwicklung der umständlichen Maßnahmen für den Zonengrenzübergang in der einen oder anderen Richtung über sich ergehen lassen. Zollgrenzbeamte überprüfen die Personalpapiere, Interzonenpässe und das Gepäck. An den Zug nach dem Westen wird ein Speisewagen angehängt. Züge setzen sich in Bewegung, nach Osten der eine, nach dem Westen der andere. Andere Personen, die sich dem legalen Grenzübertritt entziehen wollen, benutzen andere Wege über die trennende Grenze. Pferdewagen und Lkws nehmen Menschen mit ihrer Habe auf. - Viele machen in Helmstedt Station: Betrieb in den Wechselstuben, aber auch der inoffizielle Geldumtausch blüht, auch der Schmuggel treibt Blüten. Zonenbewohner stehen staunend vor den Schaufensterauslagen des Westens, aber mit ihren wenigen Ostmark können sie nicht viel erwerben: 3 Ostmark = DM -, 30. Zuflucht bleibt für die meisten nur die Baracke: auf engem Raum zusammengedrängt leben die Flüchtlinge hier, Essenausgabe. Kinder spielen, sie scheinen das Schwere der letzten Jahre in kürzester Zeit zu vergessen. Rote-Kreuz-Schwestern betreuen Kinder im Kindergarten und richten Lebensmittel. In der Auswanderungsberatungsstelle. - Die schlafenden Flüchtlinge bei Nacht. - Güterwaggons auf dem Wege nach Osten um die Bevölkerung des freien Berlins mit Gütern zu versorgen. Nur 1/10 der nach Osten transportierten Güter kehren im Austausch aus dem Osten nach Westdeutschland zurück. - Aber nicht nur die Eisenbahn befördert Menschen und Güter, die nach Westen einfließen. Omnibusse und Lkws benutzen die Autobahn Braunschweig - Magdeburg. Betrieb am Autobahn-Kontrollpunkt Helmstedt. Im neu erstandenen Grenzdorf an der Autobahn werden die Personalpapiere und das Gepäck der Reisenden - wie auf dem Bahnhof - von den Grenzbeamten kontrolliert. Wenn die Menschen Fahrgäste eines Interzonenomnibusses legen. Leben und Treiben an der Übergangsstelle, neu entstandenes Express-Lokal. Symbol für Helmstedt: die geschlossene Schranke am sowjetischen Kontrollpunkt, die sich meist nur 5 - 6 mal innerhalb einer Stunde für den Güterverkehr öffnet. Als Folge Schlange von wartenden Fernlastzügen. Die Fahrer vertreiben sich die Wartezeit und schlafen, lesen die Zeitung oder beim Kartenspiel. Nicht selten verdirbt inzwischen die Ladung auf ihren Wagen unter dem Einfluss der Witterung: Fleisch-Kühlwagen, welkendes Gemüse. Während auf westdeutscher Seite die Abfertigung der Transporte genau nach den Vorschriften der Alliierten vor sich geht, sind die Gütertransporte am sowjetischen Grenzübergang reinen Willkürakten ausgesetzt. Der "Kalte Krieg" zeichnet sich an den Zonengrenze deutlich ab. - Zollgrenzbeamte kontrollieren illegale Grenzgänger, aber sie unternehmen nichts gegen sie,, sie sind nur für den gewerbsmäßigen Schmuggel zuständig. Auf der Ostdeutschen Seite bewachen sowjetische Soldaten und Volkspolizisten die Grenzen. Trotzdem gelingt den Meisten der Sprung in die Westzone. Flüchtlinge auf ihrem Weg durch die Wälder. 2 geflüchtete Volkspolizisten. Menschen, denen der Übergang nicht gelungen ist, müssen zurück in ein ungewisses Schicksal. Trotz aller neu auftretenden Schwierigkeiten fließt der Flüchtlingsstrom weiter und lässt sich nicht abriegeln. Keine Zonengrenze kann Hindernis sein für die Menschen, die die Freiheit suchen. Flüchtlingsstrom auf einer Straße, im Übergangslager, auf dem Bahnhof Helmstedt. Überblendung: Menschenmenge vor dem zerstörten Reichstagsgebäude in Berlin, Oberbürgermeister Reuter am Rednerpult. Potsdamer Abkommen: Stalin, Truman und Attlee. - Blick auf Helmstedt." (http://www.filmarchives-online.eu/) |