Inhalt | Der Film besteht aus einer Reihe von schwarz-weiß Fotos, die hintereinander eingeblendet werden. Sie wurden von Leonore Mau gemacht und zeigen zum einen moderne menschenleere Archiketur, teilweise noch im Rohbau. Zum anderen Bilder von Menschen, die zwischen den Trümmern eines Erdbebens leben. (Erdbeben von 1960).
Zwei männliche Sprecher sprechen über diese Bilder abwechselnd den Text von Hubert Fichte. Er besteht aus Sätzen, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit der Stadt Agadir und dem Leben der Bewohner nach dem Erdbeben von 1960 befassen. Diese klingen zum Teil wie aus Erzählungen von Bewohnern der Stadt. Bsp.: "Die Mädchen wollen gar nichts lernen. Ich habe versucht, meiner Schwester das Schreiben beizubringen. Sie will nicht. Sie ist wie ein Tier". (Min 3.30). Andere scheinen aus einem Tourismuskatalog zu stammen: "Der Segelsport kann während des ganzes Jahres ausgeübt werden" (Min 9.59). Wieder andere klingen, wie aus dem Vortrag eines Städteplaners. Durch diesen Synkretismus entsteht ein vielschichtiges, komplexes und kritisches Bild von Agadir in den 1960ern. Die Städteplaner sehen eine moderne, westlich orientierte, touristische Stadt, das Leben der Bewohner jedoch ist durch Armut und (religiöse) Traditionen geprägt.
Gesichtet und beschrieben von Eva Knopf am 4.September 2012
"1968 war es, dass der Villa-Massimo-Stipendiat Fichte seinen Rom-Aufenthalt abgebrochen hatte und mit seiner 19 Jahre älteren Arbeits- und Lebensgefährtin Mau ins marokkanische Agadir fuhr. Sie besichtigten dort den Wiederaufbau einer durch Erdbeben zerstörten Stadt und stellten zunehmend fest, dass selbst «eine fortschrittliche Architektur», in diesem Fall der Transfer einer Formensprache der Moderne, «insofern der Unterdrückung dienen kann, als sie einem armen und unbefreiten Volk nicht die Möglichkeit bietet, sich in sie hineinzuleben»." (Quelle: http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/articleDBP9V-1.184978) |