Inhalt | „Ich heisse Stasio Komorowski, bin elf Jahre alt, und soeben wurde mir mein Rucksack mit dem ganzen Geld und den Postkarten geklaut”, sagt ein Knabe in die Kamera. Seine Stimme ist ernsthaft, sein Blick ausweichend. Gekleidet ist er beinahe wie ein Geschäfts- mann; er trägt ein Hemd in diskretem Hell- grün und eine dazu passende Krawatte. Der Filmemacher Stanislaw Mucha erklärt sich bereit, den Schaden zu ersetzten. Doch bald stelltsichheraus,dassihnStasioangelogen hat. Das bringt den Regisseur seinerseits dazu, den Jungen zu belügen. Der Mann dort hinter der Glastüre sei Marlon Brando, behauptet er. Stasio überprüft die Aussage und meint lachend: „Jetzt sind wir quitt”. Stanislaw Muchas schelmischer Film Busi- nessman ist auf Augenhöhe mit seinem Protagonisten gedreht. Die Kamera folgt ihm durch die Strassen einer Stadt in Ober- schlesien/Polen. Vor ihrem Hintergrund, vor der Misere der Drogenabhängigen und dem Glück spielender Kinder, kauft Stasio billige Postkarten und verkauft sie für ein Vielfaches an die Touristen. Wozu die kleinen Betrüge- reien und Lügen letztlich dienen, deckt der Regisseur nicht auf. Vielmehr macht er die Phantasien und Vorstellungswelten des Elf- jährigen sichtbar, durch die seine Traurigkeit und sein finanzielles Elend wie durch eine Folie hindurch scheinen. Stasio sieht sich weder als Betrüger, noch als Bettler, sondern als ein Geschäftsmann, der für seine Mutter notfalls auch stehlen würde. Aber sein Traum wäre es, später einmal Automechaniker zu werden.DennvondenengebeesinSchlesien keine, trotz der vielen Arbeitslosen. (Programmheft Visions du Réel) |