Inhalt | "Pervalka ist eines der kleinen Fischerdörfer im litauischen Teil der Kurischen Nehrung, die in den vergangenen sechzig Jahren neun mal ihre Staatszugehörigkeit gewechselt haben. Dort drehte Stefan Kolbe am Ende der Feriensaison seinen Film nernich. Von der ereignisreichen Geschichte des Dorfes zeigt er aller- dings nichts. In einer der ersten Szenen des Films ist ein Fern- sehteam zu sehen, das in Pervalka auf seine historischen Fra- gen keine Antworten gefunden hat. Das einzige, was sie heute wüssten, sei nichts, berichtet der Sprecher des Teams. Das
« nichts » wird bei Stefan Kolbe zum zentralen Thema. In nernich ereignet sich nichts Spektakuläres. In langen und präzise kadrier- ten Einstellungen wartet der Filmemacher darauf, dass sich ein Hund kratzt. Auch das Leben des Fischers Fritz Jakait ist kaum aufsehenerregend. Er nimmt Fische aus, räuchert sie und ver- kauft sie auf dem Markt. Diesen Vorgang macht Stefan Kolbe zum Handlungsfaden seines Films – um ihn gleichzeitig wieder aufzulösen. nernich besteht aus vereinzelten Szenen, die zu eigenständigen Episoden werden. In ihnen konzentriert sich der Filmemacher auf pittoreske oder komische Details, auf Farben und Formen der Landschaft. Unterhalb des Meeresspiegels, erzählt der Deutsche Helmut, nehme ein Unternehmen Boden- proben, wie in Amerika, wo man vergrabene Schätze vermute. Mit seinem impressionistischen Dokumentar film hat Stefan Kolbe im « nichts » einen solchen gefunden." (es, Visions du Réel) |