Inhalt | "Wie kann man mit so wenig Material, praktisch mit gar nichts einen Film machen? Ein paar irgendwo am Meeresufer gedrehte Sequenzen: Schaufensterpuppen stehen in einer Auslage, Rad- fahrer, Rollschuhläufer und Jogger flitzen hinter Palmen einer Uferpromenade entlang; ein Mann macht Tai-Chi-Übungen am Ende des Hafendamms. Der Film gliedert sich um diese drei Teile, in denen Mobilität und Unbeweglichkeit der Kamera und des Gegenstandes miteinander abwechseln. Jeder Teil stellt einen bestimmten Zustand der Bewegung dar und weist auf einen Bruch zwischen Vorder- und Hintergrund hin. Der Soundtrack unter- streicht die komische Dimension gewisser Passagen, in denen das Ballett der Körper unterbrochen und zerhackt wird durch Baumstämme, die zwischen ihnen und der Kamera vorbeigleiten. Er ist auf ironische Art zeitlich leicht verschoben und zusammen- gesetzt aus Auszügen von sehnsüchtig-schwärmerischer Musik und verlangsamten Tönen, die wie die Sequenzen selbst zer- schnitten und wiederholt werden. Das so entstehende optische Phänomen scheint die schwarzen Passagen zwischen den Photo- grammen nachzugestalten und erinnert daran, dass der Fluss der Bewegung im Kino nur eine rasche Folge von fixen Moment- aufnahmen ist. Dieses Vorgehen wird doppelt angewandt: Nicht nur die Menschen bewegen sich innerhalb des Rahmens, auch der Rahmen selbst scheint weggehen, aus sich selbst hinaus- treten zu wollen. Die fortschreitende Zerstückelung der zentralen Sequenz führt zu einer Zergliederung der Bewegung und gibt Anlass zu einem Verfolgungsrennen im und mit dem Rahmen. quay landing, ein experimenteller und forschender Film, hinterfrägt die filmischen Mechanismen mittels einer skurrilen und burlesken Vision. In diesem Studienfilm werden Bilder und Töne montiert und manipuliert wie Motive. Als Dichter des Wirklichen kehrt Stephan Sachs zum cinema povero zurück, um das Bild besser zu hinterfragen. Ein Bild, das hier nicht so sehr als das verstanden wird, was es darstellt, sondern vielmehr als das, was es ist: leichtes Berühren, Streifen, Vorbeiziehen der Welt. Dieser Film ist eine augenzwinkernde Hommage an die Werke von Marey und Muybridge; er verweist uns auf die Ursprünge des Kinos, die elementaren Grundsätze, die schon in den Guckautomaten des letzten Jahrhunderts wie dem Kinetoskop ihre Gültigkeit hatten. quay landing, ein befremdlicher, rätselhafter Film mit grosser visueller Kraft, lädt uns ein, über die Bewegung und die Natur des kinematographischen Bildes nachzudenken." (lb, Visions du Réel Onlinearchiv) |