Biografie | "Darsteller, Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ton, Musik, Sonstiges, Produzent, Produktionsleitung
*29.04.1944 Erfurt
Wächst in Duisburg-Hamborn auf, Schulbesuch in Oberhausen und Mülheim/Ruhr. 1963 Studium der Sprachwissenschaft und Psychologie in Freiburg, ab 1964 in Bonn. Leiter des studentischen Filmclubs. Ab 1965 eigene experimentelle Filme, zunächst auf 8mm, dann auf 16mm. Er lernt die Malerin Dore O. kennen, mit der er im November 1967 nach Hamburg geht, wo sie heiraten. Im folgenden Jahr Mitbegründer der Filmmacher-Cooperative und der Hamburger Filmschau. Filmveranstaltungen in der eigenen Wohnung.
Erster internationaler Filmpreis 1968 in São Paulo für seinen kurzen Experimentalfilm "schwarzhuhnbraunhuhnschwarz-huhnweißhuhnrothuhnweiß oder put-putt". Ein Jahr später wird er für sein Gesamtwerk mit dem "Bambi" ausgezeichnet und erhält 1970 ein Filmband in Silber für "jüm-jüm" (1967). Dieser 10minütige Film zeigt Dore O., die – neben ihrem eigenen Experimentalfilm-Oeuvre – an den meisten Nekes-Filmen beteiligt ist, auf einer Schaukel sitzend vor einem gemalten überdimensionierten Phallus hin- und herbewegend, der Bewegungsablauf ist durch eine mathematisch strukturierte Montage neu organisiert.
In dem stummen "Kelek" (1968) wird der Kinozuschauer zum Voyeur, der aus einem vergitterten Kellerfenster heraus die Straße und vorbeigehende Passanten beobachten kann. 1970–72 Professur für Experimentalfilm an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Seit Sommer 1978 lebt Nekes mit Dore O. wieder in Mülheim/Ruhr. 1982–84 Professur an der Kunsthochschule Offenbach.
Sein ambitioniertes Hauptwerk ist die in englischer Sprache gedrehte Filmcollage "Uliisses" (1980–82), eine Verknüpfung von Homers "Odyssee" mit James Joyces "Ulysses", unter Einbindung von Theaterszenen aus dem 24-Stunden-Stück "The Warp" des englischen Science-Fiction- Autors Neil Oram, sowie des Fotografen Uli aus Essen. Nekes nutzt unterschiedlichste Filmtechniken, zerlegt Filmstreifen, verwendet computergesteuerte Blendenshutter, nutzt Laserstrahl und Holographie und greift auf alte kinematografische Techniken der Vor- und Frühgeschichte zurück, wie das Polyorama panoptique oder auch altes optisches Spielzeug. Der Film erhält zahlreiche Auszeichnungen.
1986 entsteht als Hommage an Karl Valentin und Liesl Karlstadt die Musikgroteske "Johnny Flash" mit dem Komiker Helge Schneider, der für "Uliisses" bereits die Musik schrieb und hier als schusseliger Elektriker Jürgen aus dem Ruhrpott von einer Karriere als Popsänger träumt.
Nekes, ein vielseitiger Sammler historischer optischer Objekte aus der Vor- und Frühgeschichte des Kinos, präsentiert Teile seiner Sammlung in "Was geschah wirklich zwischen den Bildern?" (1985) und der 4teiligen TV-Dokumentation "Media Magica" (1995/96). In dem experimentell-erotischen "Der Tag des Malers" zeigt Nekes in einer malerischen Annäherung an Matisse, Duchamp und Dürer künstlerische Abstraktionen von nackten Modellen.
© hmbock " (Filmportal.de) |