Wim Wenders
Allgemeines
Biografie | Wim Wenders geboren am 14. August 1945 in Düsseldorf als Sohn eines Arztes, studiert nach dem Abitur in Oberhausen vier Semester Medizin und Philosophie in München, Freiburg und Düsseldorf. 1966/67 inszeniert der filmbegeisterte Student mit "Schauplätze" seinen ersten eigenen Kurzfilm. Es folgt ein einjähriger Aufenthalt in Paris, wo Wenders sich vergeblich an der Filmhochschule IDHEC bewirbt. Mehr Erfolg hat er an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, wo er 1968 ein Studium aufnimmt (und mittlerweile seit 1993 als Professor unterrichtet). Bereits während des Filmstudiums inszeniert er mehrere Kurzfilme und ist als Autor über Film und Rockmusik für die renommierte Zeitschrift "Filmkritik", die Süddeutsche Zeitung und das Magazin "Twen" tätig. Mit seinem HFF-Abschlussfilm "Summer in the City" legt Wenders 1971 seinen ersten abendfüllenden Spielfilm vor. Im gleichen Jahre gründet er mit zwölf weiteren Filmemachern den genossenschaftlichen Filmverlag der Autoren, der die Produktion und den Vertrieb neuer deutscher Filme fördern soll. Mit "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" (1971) setzt Wenders die Zusammenarbeit mit Peter Handke fort, die 1969 bei dem Kurzfilm "3 Amerikanische LP"s" begonnen hat. Der große künstlerische Durchbruch gelingt dem Regisseur zwei Jahre später mit dem hoch gelobten Road Movie "Alice in den Städten". Bereits in diesem, wie auch in den meisten seiner späteren Spielfilme, sind Wenders" Protagonisten introspektive Aussteiger, denen als persönliche Zuflucht nur ziellose Reisebewegungen, Pop-Musik oder melancholische Nichtstuerei bleibt. "Alice in den Städten", der 1974 den Preis der deutschen Filmkritik erhält, präsentiert in Rüdiger Vogler den quintessentiellen Wenders"schen Sinnsucher. In "Falsche Bewegung" (1975), nach einem Drehbuch von Handke und Motiven von Goethe, begibt sich Vogler als Wilhelm Meister auf eine Reise von der Nordsee bis zur Zugspitze kreuz und quer durch die Bundesrepublik. 1975/76 entsteht ohne festes Drehbuch "Im Lauf der Zeit": die Reise zweier Männer (Vogler und Hanns Zischler) entlang der innerdeutschen Grenze beklagt das Kinosterben in der Provinz und trifft zugleich die gesellschaftliche Stimmung Mitte der 1970er Jahre. "Der amerikanische Freund" (1977) nach einem Roman aus Patricia Highsmiths "Ripley"-Zyklus weckt das Interesse von Francis Ford Coppola, der Wenders Ende 1977 die Regie der Film-Noir-Hommage "Hammett" anbietet. Verschiedene Drehbuchfassungen, die Suche nach einem geeigneten Hauptdarsteller und Unstimmigkeiten über den Schluss verzögern und unterbrechen wiederholt die Dreharbeiten. Dadurch kommt er Film erst 1982 in Cannes erstmals zur Aufführung – mit mäßigem Erfolg. In den Herstellungspausen von "Hammett" inszeniert Wenders in Lissabon "Der Stand der Dinge" (1982): Der poetische Spielfilm über die Probleme eines Filmteams wird bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. "Paris, Texas", 1984 als deutsch-französische Co-Produktion in den USA gedreht, reflektiert schon im Titel das bei Wenders zentrale Verhältnis zwischen alter und neuer Welt. "Paris, Texas" ist sein bis dahin zugänglichster Film und wird von einigen Kritikern bis heute als sein bester betrachtet – das Road Movie über einen Mann, der in der texanischen Provinz seine Familie sucht, erhält in Cannes die Goldene Palme und ist international bei Publikum und Kritik erfolgreich. Zur gleichen Zeit zieht Wenders sich wegen Streitigkeiten über das Verleihkonzept aus dem Filmverlag der Autoren zurück. Zwischen den Spielfilmen findet Wenders immer wieder Zeit für persönliche filmische Essays, die häufig von ihm verehrten Künstlern gewidmet sind: So etwa "Nick's Film" (1980) über das Sterben von Nicholas Ray oder "Tôkyô-ga" (1985) über Yasujiro Ozu. Wenders arbeitet auch als Produzent, Darsteller, Kameramann oder Co-Regisseur immer wieder an diversen anderen Projekten mit. Seit 1974 betreibt er die Produktionsfirma Wim Wenders-Produktion, 1976 gründet er die Road Movies Filmproduktion GmbH, die er mit wechselnden Partnern führt. Nach "Paris, Texas" feiert auch sein nächster Spielfilm, "Der Himmel über Berlin", bei Kritik und Publikum große Erfolge und avanciert sehr schnell zu einer Art "Berlin-Kultfilm". Beim Cannes-Filmfestival 1987, wo die poetische Engel-Allegorie in der geteilten Stadt ihre Weltpremiere feiert, wird Wenders mit dem Regiepreis ausgezeichnet. Von diesem Erfolg beflügelt, nimmt Wenders sich als nächstes des seit über einem Jahrzehnt geplanten Science-Fiction-Poems "Bis ans Ende der Welt" (1991) an – allerdings bleibt das weltumspannende, überlange Road Movie hinter den selbst gesteckten, überaus hohen Erwartungen zurück. Im Jahr 1989 ernennt die Universität Sorbonne in Paris Wenders zum Ehrendoktor der Theologie; später wird er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und Vorsitzender der European Film Academy. 1990 erhält er das Bundesverdienstkreuz, 1991 den Murnau-Preis. Mit "In weiter Ferne so nah" (1993) kehrt Wenders in das Berlin der Engel zurück, mit "Lisbon Story" (1995) in das Lissabon der scheiternden Filmprojekte. "The End of Violence" (1997) dreht Wenders wiederum in den USA, bevor er seinem alten Weggefährten Ry Cooder, von dem die Musik zu "Paris, Texas" und "The End of Violence" stammt, nach Kuba folgt, wo mit "Buena Vista Social Club" (1998) eine Video-Dokumentation über die alten Männer des Son entsteht – der Film wird ein überragender Welterfolg und leitet eine Art Revival der kubanischen "Son"-Musik ein. Auch seinen nachfolgenden Spielfilm dreht Wenders in den USA: "The Million Dollar Hotel" (1999), mit Mel Gibson als Produzent und Hauptdarsteller, erhält auf der Berlinale 2000 einen Silbernen Bären, stößt jedoch auf eher zwiespältige Reaktionen bei Kritik und Publikum. Es folgen der dokumentarfische Film-Essay "Viel passiert – Der BAP Film" (2000-2002), der TV-Dokumentarfilm "The Blues: The Soul of a Man" (2003) und der medienkritische Amerika-Film "Land of Plenty" (2004). Für "Don't Come Knocking", ein Road Movie in der Tradition von "Paris, Texas", über einen alternden Western-Star, der sich auf die Suche nach seiner Tochter begibt, wird Wenders von weiten Teilen der Kritik abermals hoch gelobt. Der Film feiert 2005 in Cannes seine Weltpremiere und erhält den Europäischen Filmpreis 2005 in der Kategorie "Beste Kamera". 2008 kehrt Wim Wenders mit "Palermo Shooting" auf die Leinwand zurück, einem existenzialistischen Drama mit "Campino" Andreas Frege in der Hauptrolle als Fotograf in einer Lebenskrise, der dem Tod höchstpersönlich - in Gestalt von Dennis Hopper - begegnet. Im Wettbewerb der Berlinale 2011 stellt Wenders (außer Konkurrenz) sein ungewöhnliches Projekt "Pina" vor: Ein in 3-D gedrehter Tanzfilm, der die Choreografien von Wenders" langjähriger, 2009 verstorbener Freundin Pina Bausch auf die Leinwand bringt. (Filmportal) |
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