Datenbank

Details

Fake Documentary

Allgemeines

KategorieSubgenre
BeschreibungDer Pseudo-Dokumentarfilm; fake- oder mocdocumentary (alternative Begriffe und Schreibweisen sind außerdem mockdocumentary, mock-documentary, cinéma vérité with a wink; in Frankreich nach einem Filmtitel Agnes Vardas documenteur; in Deutschland unter gelegentlichen Akzentverschiebungen: experimenteller Semidokumentarismus, fingierter Dokumentarfilm, kulinarischer Dokumentarfilm, doku-fiktionaler Hybrid) wird heute landläufig mit dem amerikanischen Begriff mockumentary bezeichnet, wobei der Begriff in Deutschland zunehmend auch die in den USA als faction und documentary drama und früher in Deutschland als Dokumentarspiel bezeichneten Formen integriert, bzw. auf ein diffuses nicht eindeutig taxierbares Feld filmischer Texte verweist. In einem Systematisierungsversuch differenzieren Roscoe und Hight einen parodistischen, kritischen und dekonstruktivistischen Grad solcher Produktionen. Historisch herrscht weitgehende Uneinigkeit über Herkunft und Struktur solcher Formen: Die Mainstream-Lesart unterstellt dem Radiohörspiel War of Worlds durch Orson Welles einen medialen Prototyp-Charakter wegen dessen legendärer Rezeption durch die Zuhörer. An den Anfang wird zumeist David Holzman’s Diary gestellt und als kritische Reflexion der Authentizitätsversprechen des direct cinema besprochen. Alternativ werden von Charlie Keil solche Formen bereits im frühen Film identifiziert und Catherine Russell sieht Luis Buñuels Las Hurdes als frühen doku-fiktionalen Hybrid an. Doku-fiktionale Hybride lassen sich als genreprekäre Filme kennzeichnen, die zugleich Dokumentar- und Spielfilm sind, sie dokumentieren Zuschauererwartungen, Sehgewohnheiten, Wahrnehmungs- und Gebrauchsweisen indem sie diese gegen ihre tradierten Konventionen wenden und weisen dem Filmischen am Dokumentarfilm eine eigene Prominenz zu gleichzeitig überführen sie die ‚als-ob’-Struktur der Fiktion in einen radikal sinnlichen Realismus, der gerade auch phantastischen Überformungen offensteht (simulationstheoretisch lässt sich hier von einem Hyperrealismus sprechen). In einigen Fällen erscheint die Mischform als formal adäquate Form für das Thema eines Dokumentarfilms bspw. Das Phantom von Bonn (R.: Claus Strobl, D 1997).

Filmografie