Beschreibung | "Genre des Spielfilms, das stellenweise mit dokumentarischen Mitteln arbeitet oder auch dokumentarisches Filmmaterial mit einbezieht, um didaktisch über soziale Missstände zu informieren oder über in der Öffentlichkeit kaum bekannte Probleme und Praktiken zu berichten. Der Begriff stammt aus den ausgehenden 1940er Jahren, als im amerikanischen Kino eine Gegenbewegung zum Studiofilm einsetzte und zahlreiche halbdokumentarische Filme über die Arbeit der Polizei, den Strafvollzug, der Entzugsklinik, der Spionageabwehr u.ä. entstanden. Diese Filme, beginnend mit Henry Hathaways Spionagegeschichte The House on 92nd Street (1945) und mit Jules Dassins Krimi The Naked City (1948), bezogen sich auf reale Fälle, wurden weitgehend an ehemaligen Tatorten gedreht und waren bemüht, möglichst viele Tatbeteiligte in die Spielhandlung einzubinden. Techniken des Dokumentarfilms wie statische Kamera, relativ lange Einstellungen, unprätentiöse Montageformen, natürliches Licht, Laiendarsteller reklamieren eine Authentizität, die im Studio kaum herzustellen war. Der Semidokumentarfilm ist besonders häufig in Stilen und Ausrichtungen wie Neorealismus, Trümmerfilm, Film gris und im melodramatischen Problemfilm mit starkem sozialkritischen Einschlag anzutreffen, kommt aber darüber hinaus oft im Gewand eines Dokudramas daher. Semidokumentarische Mittel kommen insbesondere im Politthriller zur Anwendung – Gillo Pontecorvos La Battaglia di Algeri (Italien 1965) scheint vollständig dokumentarisch zu sein, obwohl die Kämpfe in Algier isnzeniert waren; Konstantin Costa-Gavras‘ Etat de Siège (1973), in dem die Entführung eines amerikanischen Diplomaten durch südamerikanische Stadtguerillas erzählt wird, folgt über weite Strecken den inszenatorischen Vorgaben des Auslandsberichts. (aus: http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=2820) |