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Cinéma vérité

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KategorieSubgenre
BeschreibungDas Cinéma Vérité (begrifflich aber nicht ästhetisch auf den „Kino-Pravda“-Begriff Dziga Vetovs zurückgehend) kann als eine Parallelströmung des direct cinema gelten, da es wie dieses durch eine große Nähe zum Gezeigten auffällt, die erst durch mobile 16mm Kameras und Synchrontonaufzeichnung ermöglicht wurde. Es bildet aber keine vergleichbar breite Strömung wie das direct cinema aus. Das cinéma véritié lässt sich v.a. qualitativ gegen das direct cinema abgrenzen. Hohenberger fasst dies in der Formel zusammen, dass es in den Filmen des direct cinema um die Authentizität des Dargestellten gehe, während das cinéma vérité in erster Linie die Authentizität der Darstellung anstrebe. In den Filmen des cinéma vérité finden sich demgemäß stärkere Akzentuierungen auf die Filmarbeit, von der Beobachterqualität der Kamera her, lässt sich diese als eine aktiv teilnehmend beobachtende Kamera kennzeichnen, wohingegen die Kamera im direct cinema ein stiller, bloß registrierender Beobachter ist. Filmhistorisch wird das cinéma vérité auf den poetischen oder künstlerischen Dokumentarfilm in Frankreich (Franju, Painlevé) zurückgeführt, von seinen Protagonisten her aus einem Problembewusstsein der empirischen Sozialforschung erklärt. Denn der Soziologe Edgar Morin und der Ethnologe Jean Rouch sehen im Stil des cinéma vérité die Krise der Objektivität von Empirie, der nach alle Beforschten (oder Gefilmten) durch den Forschenden (oder Filmenden) von vornherein beeinflusst werden, deswegen muss die Filmarbeit selbst konstitutiver Teil des Dokumentarfilms sein, um wahrheitsgemäße filmische Aussagen zu erzielen (vgl. Hohenberger 1988). Die Unterscheidung zwischen cinéma vérité und direct cinema wird in der anglo-amerikanischen Film- und Medienwissenschaft nicht vollzogen.

Filmografie