Beschreibung | Im Prinzip können die meisten Dokumentarfilme als narrativ gekennzeichnet werden, in dem Maße wie sie eine faktuale Erzählung einer zutreffenden realen Geschichte ausbilden. Die Geschichte ist dabei jedoch – etwa wie die des Vorwahlkampfes in Primary – real vorgefunden und wird über den filmischen Diskurs, der sich als narrativ kennzeichnen lässt in eine konsumerable, d.h. erzählerische Form überführt. Einen narrativen Dokumentarfilm zeichnet in einem engen Sinne hier jedoch aus, dass die narrative Form im Film explizit ausgestellt wird, eine Betonung also vor allem auf der Narration (verstanden als der reale [oder im Spielfilm mitunter fiktive] Akt, der die Erzählung hervorbringt) liegt. Ein solches Vorgehen kann entweder affirmativ Widersprüche glätten, den vom Film montierten Tatsachenzusammenhang als unhintergehbar real präsupponieren wie etwa bei Nanook of the North (häufiges Muster des expositorischen Dokumentarfilms), den Dokumentarfilm von vornherein gegenüber einer unterhaltend fiktionalisierenden Formierung öffnen wie bei The living Desert (R.: James Algar, USA 1953), den Einstieg in den filmischen Text erleichtern, indem dem Zuschauer eine (reale) Figur als Identifikationsangebot ‚erzählt’ wird wie in Between the Lines, aber auch reflexive Potenziale freilegen, indem mehrere faktuale Erzählungen gegeneinander ausgespielt werden und sich die filmische Narration als Verwalter von Lügen und Wahrheiten generiert wie in The thin blue Line (R.: Errol Morris, USA 1988). Darüber hinaus existieren bei Kompilationsfilmen und semidokumentarischen Filmen häufig Strukturen die mit dem narrativen Merkmal der Herausgeberfiktion beschrieben werden können. |